Angeln im Naturschutzgebiet

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Darf man im Naturschutzgebiet angeln?

Ja, in den meisten. Das Angeln im Naturschutzgebiet ist notwendig, um die Fischbestände aufrechtzuerhalten, sie zu pflegen und zu hegen. Allerdings musst du beim Angeln im Naturschutzgebiet zusätzliche Regeln beachten und je nach Schutzzweck kann das Angeln auch komplett verboten werden.

Am 14.11.1997 veröffentlichte das damalige Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft demnach einen Runderlass zur Ausübung der Fischerei in Naturschutzgebieten. Dort steht im Abschnitt 4:

“… 4. Fischerei in naturschutzwürdigen Gewässern 
In naturschutzwürdigen Gewässern ist die Fischerei dem besonderen Schutzzweck des Gebietes anzupassen. Dieser besondere Schutzzweck wird im Verordnungstext für das Naturschutzgebiet in § 1 der jeweiligen Verordnung oder in der Schutzausweisung des Landschaftsplans formuliert. 

Der Schutzzweck ist der fachliche Maßstab für notwendige Einschränkungen bestehender (Fischerei-) Rechte. Er muss deshalb gebietsspezifisch formuliert werden. Die fischereiliche Nutzung kann im Rahmen der ordnungsgemäßen Fischereiausübung nach § 3 Abs. 1 i.V.m. § 13 LFischG in Naturschutzgebieten gemäß §§ 19, 20 und 34 Abs. 1 LG eingeschränkt werden, sofern es der Schutzzweck erfordert. Die Einschränkung kann räumlich oder zeitlich sein und bis zum völligen Fischereiverbot führen. …”  [1]

Das heißt, du kannst in einem Naturschutzgebiet angeln, solang du dich an die vorgegebenen Einschränkungen hältst. Der Grund dafür, dass das Angeln im Naturschutzgebiet erlaubt ist, liegt in der Hegepflicht:

“… 3. Fischhege
Die Pflicht zur Fischhege folgt aus § 3 Abs. 2 LFischG. Danach muss ein der Größe und Beschaffenheit des Gewässers entsprechender artenreicher heimischer Fischbestand erhalten und gehegt werden.. …” [1]

Naturschutzgebiet Wildmoos | Wikimedia CC BY-SA 3.0

Die Hege sorgt für einen gesunden Artbestand im Gewässer und wird durch uns Angler erst ermöglicht. Denn wir sind am Erhalt der Natur interessiert und setzen uns aktiv für deren Schutz ein, z. B. durch die Pflege der Uferzonen. Hierzu ein Zitat aus dem Positionspapier Naturschutz und Fischerei des Landesfischereiverbandes Sachsen Anhalt:

“… Ordnungsgemäße Fischerei-Ausübung entspricht den Anforderungen des Naturschutzes. 

Die Fischereiausübenden im Land Sachsen-Anhalt unterstützen die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbesondere im Zusammenwirken mit den Eigentümern aus Land- und Forstwirtschaft. 

Die Fischereiausübenden des Landes Sachsen-Anhalt beteiligen sich aktiv an der Umsetzung des NatSchG LSA. insbesondere an den von ihnen genutzten Gewässern, Uferzonen und Zuwegungen.”  [2]

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Für viele Gewässer in Deutschland
und Österreich

Strafe für das Angeln im Naturschutzgebiet

Wenn das Angeln im Naturschutzgebiet erlaubt ist und du dich an die Bestimmungen hältst, erwartet dich keine Strafe. Vorsicht! Beachte, wie du das Naturschutzgebiet betrittst. Oft erhält man nicht wegen des Angelns eine Strafe, sondern durch unerlaubte Nutzung des KFZ, Betreten einer verbotenen Fläche oder vergessenen Müll.

Was ist ein Naturschutzgebiet?

Nationalpark Unteres Odertal | Wikimedia CC BY-SA 3.0

Ein Naturschutzgebiet ist eine rechtliche Schutzform des gebietsbezogenen Naturschutzes und wird im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) definiert.

Im § 23 BNatSchG steht dazu folgendes:

“Naturschutzgebiete sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist

  1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten,
  2. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder
  3. wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit.

(2) Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebiets oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, sind nach Maßgabe näherer Bestimmungen verboten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, können Naturschutzgebiete der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

(3) … “ [3]

In Naturschutzgebieten gelten zwar demnach einschränkende Rechte, u. a. zur Nutzung und Nutzbarkeit von Grundstücken oder auf das Jagd-, Fischerei- und Betretungsrecht. Diese werden jedoch gemäß dem Schutzzweck des jeweiligen Naturschutzgebietes eingeschränkt.

Wie viele Naturschutzgebiete gibt es in Deutschland?

Quelle: Wikipedia

BundeslandAnz.Fläche (ha)Flächenanteil (%)
Baden-Württemberg105087.7742,46
Bayern596165.3682,34
Berlin422.4302,7
Brandenburg467237.2328,0
Bremen202.0534,9
Hamburg347.0919,39
Hessen76838.4191,8
Mecklenburg-Vorpommern27594.8003,1
Niedersachsen774253.2994,78
Nordrhein-Westfalen3.181278.8008,2
Rheinland-Pfalz518

Saarland10796323,75
Sachsen21553.3772,90
Sachsen-Anhalt19964.1973,14
Schleswig-Holstein20051.6193,3
Thüringen26443.8732,7
Deutschland, gesamt8710> 1.389.964ca. 4,1

Hier kannst du einen Blick auf alle Naturschutzgebiete in Deutschland werfen.

Wie viele Naturschutzgebiete gibt es in Österreich?

Quelle: Wikipedia

LandAnz.Fläche in km²% d. Landesfläche
Burgenland28

Kärnten40

Niederösterreich(f)68133,000,7
Oberösterreich(f)109
2,1
Salzburg28367,485,1
Steiermark(f)123

Tirol22746,625,9
Vorarlberg23

Wien243,5110,5
Österreich, gesamt443 (1)2.9923,6

Wie entsteht ein Naturschutzgebiet?

Seeadler im Naturschutzgebiet Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft | Wikimedia CC BY-SA 3.0

Folgender Ablauf gilt für das Land Deutschland. In Österreich kann dieser abweichen.

Ein Naturschutzgebiet muss beantragt werden. Dafür kann beim Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung Vorschläge und ein Antrag eingereicht werden.

Jede Bürgerin und jeder Bürger aber auch jede juristische Person, so z. B. ein Naturschutzverband oder eine Behörde, kann vorschlagen, dass ein besonders schützenswertes und gefährdetes Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt werden soll. 

Die jeweilige Landesregierung bereitet anschließend für das Ministerium die Ausweisung vor und führt die gesetzlich vorgegebenen notwendigen Verfahrensschritte und Beteiligungen durch (vgl. § 19 LNatSchG). 

Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein hat eine lesenswerte Broschüre zum Ablauf der Beantragung eines Naturschutzgebietes erstellt. Du findest den Abschnitt außerdem im Dokument “Der Weg zum Naturschutzgebiet” ab Seite 13.

Wie erkenne ich ein Naturschutzgebiet?

Da Naturschutzgebiete bestimmte Rechte und Nutzungsmöglichkeiten einschränken, müssen sie für Besucher des Areales sichtbar gekennzeichnet werden. Nur dann kann z. B. ein Spaziergänger wissen, dass er sich in einem Naturschutzgebiet befindet. Aus historischen Gründen ist diese Kennzeichnung in Deutschland nicht einheitlich. (Fotos von Wikipedia)

Ostdeutschland
Westdeutschland bis 1994
Niedersachen
Bayern

Was darf man im Naturschutzgebiet

Was erlaubt und verboten ist, wird in der jeweiligen Naturschutzgebietsverordnung erläutert. Sie legt außerdem Geltungsbereich, Schutzzweck, Verbote, zulässige Handlungen und mehr fest. Für jedes Naturschutzgebiet kann diese Verordnung anders lauten und sollte genau studiert werden, bevor du dort angeln gehst. 

Regelungen für das Angeln in einem Naturschutzgebiet am Beispiel der Lippe im Kreis Unna bei Dortmund.

Quellen