„Die Anglerin“ – darum sollten Frauen angeln

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Frauen, die ans Wasser kommen und gerne angeln? Das ist auch im Jahr 2019 kein häufiges Bild. Eva Eckinger ist begeisterte Anglerin und hat dies zum Anlass genommen, ein Buch darüber zu schreiben: Die Anglerin. Warum Frauen angeln sollten. hejfish hat Eva Eckinger getroffen und mit ihr über herausfordernde Recherchen, spannende Erkenntnisse und der Rolle von Frauen am Wasser gesprochen.

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Für viele Gewässer in Deutschland
und Österreich

Wie ist die Idee zu deinem Buch entstanden und was hat dich dazu motiviert?

Es war eigentlich der Verlag, der auf mich zukam. Ich war von der Idee sofort begeistert und reichte ein Exposé ein. Das fanden sie gut – und ich legte los. Das Thema beschäftigt einen als Anglerin gezwungenermaßen, irgendwann zumindest. Man bewegt sich fast ausschließlich in einer Männerwelt. Kollegen, also Frauen, die angeln, fallen einem sofort auf. Und in einem derart männlich dominierten Hobby wird man über kurz oder lang die Erfahrung machen, nicht wirklich ernst genommen zu werden.

Ich würde mir einfach mehr Kolleginnen am Wasser wünschen. Es macht eben mehr Spaß, wenn man sich auch mal mit Mädels unterhalten kann. Darüber hinaus würden Frauen mehr Farbe und auch anderen Sichtweisen ins Spiel bringen. Unser Hobby steht zunehmend „unter Beschuss“ und wir brauchen jeglichen Input, der uns in Sachen Akzeptanz und Image voran bringt. Da ist gerade auch die weibliche Denk- und Herangehensweise enorm wichtig, denke ich.

Vielleicht beginnt ja das ein oder anderen Mädel mit dem Angeln, wenn sie mein Buch gelesen hat. Oder die Freundin oder Frau geht mal mit ihrem Schatz ans Wasser. Und wenn es nur 5 Damen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz motiviert, dann bin ich schon glücklich!

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War es einfach, ein Buch über „angelnde Frauen“ zu schreiben?

Nein, es war alles andere als einfach. Es gibt so gut wie keine Literatur oder Studien zu diesem Thema. Ich wurde lediglich in den USA fündig, was Fliegenfischen betrifft. Dort gibt es bereits ein Buch zum Thema Anglerinnen (Reel Women). Das war es dann aber auch schon. Glücklicherweise erklärten sich die meisten Kolleginnen (und auch Kollegen), die ich kontaktiert habe, umgehend zum Interview bereit.

Die Mithilfe der angelnden Damenwelt war schon überaus hilfreich. Sie alle lieferten tolle Bilder und spannende, offene sowie kritische Antworten. Man merkte sofort: Die meisten angelnden Frauen sind an diesem Thema offenbar sehr interessiert und erzählen gerne ihre persönlichen Erlebnisse dazu. Da wurde ich von den Fishing Ladies perfekt unterstützt. Danke nochmal, Mädels!

„Die Anglerin“ – ist das dann ein Buch „NUR“ für Frauen? 

Das Buch richtet sich natürlich in erster Linie an angelnde Frauen oder jene, die es werden wollen. Doch auch für Männer bietet es interessante Einblicke in die weibliche Angelwelt. Wie ist es für das andere Geschlecht, sich in einer doch nach wie vor recht von Männern dominierten Szene zu bewegen? Gibt es Unterschiede? Spannend könnte es vor allen Dingen auch für Männer sein, die ihre bessere Hälfte oder die Tochter gerne an ihr Hobby heranführen möchten. Worauf müssen sie achten? Was könnte ein Problem werden/sein? Wie kann ich die Liebste für das Angeln begeistern?

Du hast bestimmt viel recherchiert: was hat dich bei deinen Recherchen besonders überrascht?

Am allermeisten überrascht hat mich die Tatsache, dass es keinerlei Zahlen dazu gibt, wie viele Frauen in Deutschland angeln. Immerhin wird alles, restlos alles, in unserem Bürokratiewahnsinn statistisch festgehalten. Nur eben nicht, welche Zusammensetzung die Angelvereine haben, wie viele Frauen den Angelschein machen, etc. Das ist schon sehr verwunderlich. Wenn man mehr Anglerinnen ans Wasser bekommen möchte, sollte man also zuerst einmal herausfinden, wie viele es aktuell eigentlich wirklich gibt.

Auch der Grundtenor der Damen, dass man sich gegen nicht besonders offene Angelkollegen durchsetzen muss und blöde Sprüche bekommt, war dann doch überraschend. Vor allem in Anbetracht der ausländischen Kolleginnen. Ich ging immer davon aus, dass z.B. Anglerinnen in Skandinavien sehr viel einfacher akzeptiert werden. Dort ist es doch viel üblicher, Frauen am Wasser zu sehen. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Auch dort kämpfen angelnde Frauen mit Macho-Gehabe.

Wie steht es um deine Faszination fürs Angeln?

Mein Vater hat mich bereits seit Kindertagen mit ans Wasser genommen. Die Tatsache, dass ich ein Mädchen war, spielte keine Rolle. Erst als ich größer wurde, durfte ich z.B. nicht mit auf Männer-Angeltouren nach Dänemark. Nach einer kurzen Angelpause in der Pubertät schlug es plötzlich wieder voll zu. Da mein Vater leider viel zu früh verstorben war, nahm mich nun mein Bruder unter seine Fittiche. Wir bemerkten recht bald, dass wir die gleiche Vorstellung vom Angeln hatten: Mit Rute und Rucksack in die skandinavische Wildnis losziehen. Das ist bis heute so.

Zuhause in Niederbayern dient das Angeln vor allem der Entspannung. Zur Ruhe kommen, mal weg vom Laptop, die Natur genießen. Der Fang ist da eher sekundär.

Wie bei wohl so vielen Anglern dreht sich auch bei mir das Jahr ums Fischen. Wann werden die Forellen frei? Wann ist die Schonzeit der Raubfische vorbei? Wann geht’s in den Angelurlaub? Was muss ich noch kaufen? Brauch ich eigentlich wieder neue Schnur? Oder was hab ich in der letzten Saison eigentlich verschlissen? Das klingt für so manchen sehr merkwürdig, aber ehrlich – wie langweilig wäre es denn, ohne eine solche Leidenschaft?

Du hast bereits ein Buch geschrieben – hast du damit schon alles gesagt, was du wolltest? 

Im Moment ist noch kein neues Buch in detaillierter Planung. Allerdings hätte ich da schon die ein oder andere Idee. Der Plan zu einem Kinderbuch ist schon ausgereift, etwas zum Salmonidenfischen in der norwegischen Bergwelt könnte ich mir auch denken und ein Fischkochbuch hängt ebenfalls in der Warteschleife. Wann all das aber realisiert wird, steht in den Sternen. Jetzt warten erstmal wieder einige Wochen Norwegen auf mich. Einen ersten Bericht über meine Reise nach Norwegen kann man bereits hier nachlesen. Vielleicht kommt mir da ja der entscheidende Geistesblitz zu einem MUST-Thema.

©Alle Fotos von Eva Eckinger