Wir haben mit Dr. Christoph Hauer, Wissenschaftler am Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung, über den Zustand von Gewässern gesprochen. Wie dramatisch die Entwicklungen und der ökologische Zustand unserer Gewässer sind und was jede/r von uns tun kann, um den Zustand unserer Gewässer zu verbessern, haben wir euch in diesem Blogpost zusammengefasst.
Welchen Herausforderungen zum Erhalt bzw. der Verbesserung des ökologischen Zustandes von Gewässern stehen wir gegenüber?
Dr. Christoph Hauer: „Vielen Herausforderungen; – vor allem sind einige Herausforderungen so nicht sichtbar und werden deshalb auch nicht wahrgenommen. Speziell die „neue Form“ der Gewässerverschmutzung sehe ich als sehr gefährlich. Verschmutzungen früher waren sichtbar, – Schaumbildung, Gestank und unterschiedlichste Farben auf Grund von Einleitungen machten dies deutlich. Heute sind es Neurotoxine, Hormone, Medikamentenrückstände, etc. die nicht von den Klärprozessen in den Kläranlagen erfasst werden, und somit ungehindert aber auch unsichtbar in die Fließgewässer eingeleitet werden. Sensible Organismen wie die Flussperlmuschel haben somit eigentlich keine Chance mehr in der Zukunft.“
Nach welchen Qualitäten werden die Gewässer eingeteilt bzw. gereiht?
Dr. Christoph Hauer: „Da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Gemäß Wasserrahmenrichtlinie wird der Gesamtökologische Zustand für Gewässer bzw. vor allem Gewässerabschnitte erfasst. Qualitätselemente sind hier neben den Fischen, die Fischnährtiere (Makrozoobenthos) und auch die aquatische Flora (Makrophyten). Die schlechteste Einstufung eines Qualitätselements bestimmt den Gesamtzustand. Dann gibt es noch Einteilungen nach Fischregionen, bzw. auch Einteilungen nach Flusstypen. Wie gesagt unterschiedlichste Möglichkeiten.“
Wenn wir den Zustand von ökologischen Gewässern erhalten/verbessern müssen, woran merkt man (bzw. Laien), dass die Gewässer nicht in Ordnung sind?
Dr. Christoph Hauer: „Der Verbauungsgrad und die Monotonität von stark beeinträchtigten Fließgewässerstrecken sind auffällig und leicht zu erkennen. Zum Verbauungsgrad gehören Ufersicherungen, mitunter noch Sohlpflasterungen und auch Querbauwerke (Rampen, Kraftwerke). Weiters können Hochwassersicherungen zusätzliche, offensichtliche Beeinträchtigungen hervorrufen.“
Welche Auswirkungen haben Gewässer, die sich nicht im Gleichgewicht befinden, auf unsere Umwelt?
Dr. Christoph Hauer: „Neben dem Verlust an Biodiversität, dem Verlust an Selbstreinigungskapazität, beides unbezahlbare positive Wirkungen natürliche Fließgewässersysteme und doch so schwer monetär bewertbar, sind es auch Gefahren für uns Menschen selbst. Vor allem die Gefahr von Verwerfungen und unkontrollierter Erosion bei Hochwasser, Beschleunigung von Hochwasserwellen, fehlen des Wasserrückhalts in der Fläche (z.B. Auensystemen), Ausgeprägte Trockenphasen.“
Was kann jede/r dafür tun, den Zustand der Gewässer zu verbessern?
Dr. Christoph Hauer: „Überlegen was man auf die Reise durch das Abflussrohr schickt. Vieles kann leider nicht in der Form geklärt werden, wie wir es mitunter erwarten. Verständnis zeigen und auch für Verständnis werben sich für die Zukunft der Fließgewässer einzusetzen.“
Wie dramatisch bzw. ernst sind die Entwicklungen und der ökologische Zustand unserer Gewässer?
Dr. Christoph Hauer: „Ich würde ihn als ernst und in manchen Bereichen als dramatisch ansehen. An den Tischen, an denen gemeinsame und zukünftige Lösungen für unsere Fließgewässer erarbeitet werden, fehlen leider noch viele Akteure. Im Gegensatz zur Wasserkraft, fehlt die Landwirtschat als bedeutender Player ebenso wie Teile der Siedlungswasserwirtschaft.“
Sollte man in Gewässern, deren ökologischer Zustand nicht optimal ist, überhaupt fischen?
Dr. Christoph Hauer: „Ich denke ja, aber in vielen dieser Gewässer ist das Fischen ohne Besatz vermutlich unattraktiv. Ob der Besatz hier dann das Allerheilmittel ist, sei dahingestellt. Ich selbst bin nicht davon überzeugt.“
Falls euch das Thema „Nachhaltigkeit“ interessiert, könnt ihr auch unsere beiden Blogposts zum Thema Nachhaltige Bewirtschaftung von Fließgewässern I & Nachhaltige Bewirtschaftung von Gewässern II lesen.