Seit vielen Jahren verbringen wir die erste Woche unseres Urlaubs in der Fjellregion an der norwegisch-schwedischen Grenze. Es hat sich herauskristallisiert, dass unsere große Leidenschaft dem Süsswasserangeln auf Saiblinge und Forellen im Hochgebirge gehört. Die Kombination aus durchaus anspruchsvollem Wandern und dem Fischen auf diese großartigen, mystischen, schwer zu knackenden Tiere, zusammen mit dem Sammeln von Pilzen, Beeren oder Kräutern ist einfach perfekt.
Das Panorama, das sich hier immer wieder bietet, ist atemberaubend. Und bei blauem Himmel GENUSS PUR! Seen und Wildnis soweit das Auge reicht. Ohne Weg, ohne menschliche Spuren, kein Müll. Einfach nur Natur.
Selbst Anfang August muss man hier oft noch über weite Schneefelder, bei Sonnenschein und mit guten Bergschuhen ist das aber auch ein besonderes Erlebnis…
Nach ein paar Stunden oben angekommen darf dann auch mal eine Pause inklusive Brotzeit eingelegt werden.
Die Eisschollen knackten im Wasser des Bergsees. Vor wenigen Tagen herrschte hier noch Winter – und das Anfang August…
Die Saiblinge, die in diesen Gewässern leben, müssen wirklich hart im Nehmen sein. Die erste Zeit, wenn die Seen eisfrei sind, eignet sich hervorragend zum Fischen auf diese mystischen Tiere. Da wird erstmal der Hunger des Winters gestillt und Insekten sowie kleine Futterfische verputzt. Ob mit Wurm, Fliege oder Blinker/Spinner – jeder Köder ist einen Versuch wert.
Wir angelten uns also um die Seen und kitzelten die Tiere aus ihrer eiskalten Wohnung.
Wie Forellen sehen auch Saiblinge stets anders aus. Nicht nur von Gewässer zu Gewässer, sondern auch von Exemplar zu Exemplar.
Da darf man dann beim Abstieg auch wirklich bester Laune sein! Sommer, Sonne, Saiblingsglück!
Und was gibt es Besseres, als abends vor der Hütte am See den frischen Fang zu grillen? Aromatisiert mit dem Rauch aus Kiefernzapfen… Und diese Farbe! Ein Gedicht!
Auf den Wanderungen der nächsten Tage ging es immer wieder über Schneefelder, garniert mit herrlichen Weitblicken!
Zum Furten durch die randvollen Bäche und Flüsse hieß es wie üblich – Schuhe ausziehen, am Trekkingrucksack festmachen und durchs eiskalte Nass.
Aber was tut man nicht alles für diese wundervollen Fische?
Bei weitem nicht jeder See liefert Erfolgserlebnisse. Man muss sich sich bisweilen auch geschlagen geben – und das nach vielen Stunden des Angelns an diversen Gewässern. Aber es wäre ja auch nicht so reizvoll, wenn es denn so einfach wäre… 😉
Manchmal muss eben die Aussicht und sportliche Betätigung reichen. Doch die Hoffnung besteht bis zum letzten Moment – solange der Haken im Wasser ist!
Angelzeug, Kleidung (hier muss man mit jedem Wetter rechnen und wie überall im Gebirge kann es auch jederzeit umschlagen), Brotzeit, Schuhe zum Furten,… Da kommt einiges an Gepäck zusammen!
Unbedingt von Nöten ist eine genaue Wanderkarte! Wir verlassen nach dem Aufstieg meist den Weg und ziehen querfeldein zu den Gewässern, die wir uns zuvor auf der Karte und per Satellitenbildern ausgesucht haben. Eine Garmin-Uhr mit Kartenfunktion hat sich ebenfalls als sehr praktisch erwiesen.
Und naja – nicht immer ist das Wetter sonnig. An den grauen Tagen ist es ein absolutes MUSS, sich nach dem Zwiebelprinzip zu kleiden. Wenn es beim Start der Wanderung im Tal nur 7 Grad hat, kann es am Bergsee bei Wind und Regen verdammt kalt werden! Da ist man dann doch sehr dankbar über Merinounterwäsche!
Zumindest 1 paar Treckingstöcke (klappbar) hilft beim Furten. Die Steine sind oft sehr spitz oder rutschig. Auch ein kleines Mikrofaserhandtuch ist zu empfehlen, um sich nachher die Füße wieder abzutrocknen. Ein kleines Stückchen Moos oder ein Blättchen vom Heidelbeerstrauch kann zu einer dicken Blase am Fuß führen. Und davon will niemand aus Gefecht gesetzt werden!
Und dann schlug mein Brüderchen wieder zu! Der hatte in diesem Jahr offenbar einen Schlag bei den Saiblingen! Was für ein grandioser Fisch! Bis dahin sein Rekord. Bis dahin… 😉
Freude pur! Die Jubelschreie hallten durch die Bergwelt. Man hat uns vermutlich von der Küste Norwegens bis weit nach Schweden hinein noch gehört…
Tja, ich wartete geduldig auf meinen Erfolg. Selbst die Brotzeit wurde genutzt, um es zumindest mal mit Wurm zu versuchen…Vielleicht klappte das ja…
Während ich jeden eingepackten Köder durchprobierte, schlug Tobi erneut zu. Wahnsinn! So sind sie, die Saiblinge. Manchmal bekommt man tagelang keine zu sehen – und dann passiert dir sowas! Die kurze Fressphase wurde von meinem Anglerkollegen aber mal sowas von genutzt! Gratuliere!
Am Ende hatte ich dann aber doch auch noch Erfolg. In letzter Sekunde! Da zittern die Knie, das kann ich euch sagen…
Da durfte es zur Feier des Tages dann aber wirklich ein Whisky sein. Skål!
Und dann waren die Tage hier auch schon wieder vorbei. Doch der Urlaub hatte im Grunde auch erst angefangen. Servus, norwegisches Innland! Wir kommen wieder!
© Alle Fotos von Eva Eckinger